bibliographic information + PARKING VARIOUS DRAMA RELATED TEXTS
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HORA DA SENSACAO VERDADEIRA (A) / PETER HANDKE na Loja SomlivreLivros HORA DA SENSACAO VERDADEIRA (A) / PETER HANDKE (livro) EURO 9,41 ( 1.886 )
os da pesquisa por = handke =
MULHER CANHOTA (A) / PETER HANDKE na Loja SomlivreLivros MULHER CANHOTA (A) / PETER HANDKE (livro) EURO 7,12 ( 1.427 )
PARA UMA ABORDAGEM DA FADIGA / PETER HANDKE na Loja SomlivreLivros PARA UMA ABORDAGEM DA FADIGA / PETER HANDKE (livro) EURO 7,12 ( 1.427 )
POEMA A DURACAO / PETER HANDKE na Loja SomlivreLivros POEMA A DURACAO / PETER HANDKE (livro) EURO 10,00 ( 2.004 )
TARDE DE UM ESCRITOR (A) / PETER HANDKE na Loja SomlivreLivros TARDE DE UM ESCRITOR (A) / PETER HANDKE (livro) EURO 8,23 ( 1.649 )
UMA BREVE CARTA PARA UM LONGO ADEUS / PETER HANDKE na Loja SomlivreLivros UMA BREVE CARTA PARA UM LONGO ADEUS / PETER HANDKE (livro) EURO 9,41 ( 1.886 )
SCHULFREI oder: Der Staat und der Tod Fragment von Peter Handke (1975) Personen: 1 Mann, 1 Frau, 2 Ordnungshueter, jemand 3., 2 Kinder. Buehne: Ein Bauzaun im Hintergrund, in den schraeg links und rechts, uneinsehbar fuer das Publikum, 2 Fussgaengergassen einschneiden. Die Hinterwand ist graue, frei fallende, sich ab und zu bauschende Sackleinwand. Im Bauzaun: Ein durch weisse Farbe markiertes Guckloch. An andrer Stelle: Ein Rattengiftzeichen, daneben das Symbol der aufgehenden Sonne, das manche Gesundheitsprodukte auf sich haben. Im Buehnenvordergrund: Ein weisser Gartentisch, in einigem Abstand davon ein Kleiderstaender, ueberfuellt mit Kleidern, Hueten und Schirmen. Vor dem Bauzaun am aeussersten Rand der Buehne eine beleuchtete Telefonzelle. Helles Licht. Schnelles, deutliches Spiel, ohne mehr Bewegungen, Gesten und Mienen als angegeben. Mit dem Vorhangaufgehen setzt sofort das Droehnen einer Panzerkolonne auf Strassenpflaster ein. Ein Mann erscheint fuer einen Augenblick aus einer der Seitengassen im Bauzaun: Schwarze Hose, weisses, offenes Hemd, herabhaengende Hosentraeger / Ist schon wieder verschwunden / Aus der anderen Seitengasse hervorlaufend, zeigt sich noch einer, gekleidet wie der erste, und zieht sich etwas langsamer zurueck / Ein theaterfuellender Schrei, wie aus den gemeinsamen Kehlen einer Truppe anrueckender Polizisten oder Soldaten / 2 Kinder treten gemeinsam aus einer der Seitengassen, 1 Junge, 1 Maedchen / Der Junge entfernt sich in die andere Gasse / Das Maedchen wendet sich zurueck und entfernt sich in die Richtung, aus der es gekommen ist / Ein Mann kommt aus einer Gasse gelaufen, mit bodenlangem, zugeknoepftem Mantel, 2 Koffern in den Haenden, 1 Tasche ueber der Schulter / Aus der andern Gasse kommt eine Frau gestolpert, 2 schwere Koffer auf dem Boden schleifend / Sie sehen einander, lassen das Gepaeck stehen und rennen sofort an der Vorderbuehne entlang gemeinsam ab / Eine 3. Person, eine recht offensichtlich als Mann verkleidete Frau, tritt von der andern Seite der Vorderbuehne her auf, mit geschlossenen Augen schlafwandelnd, und geht in die Telefonkabine hinten, wo man dann nur ihren fast bewegungslosen Umriss sieht / Pause im Panzergedroehn, Angriffsschrei / Wieder erscheint der 1. Mann aus seiner Seitengasse, inzwischen mit dunklem Rock und Krawatte / Fast zugleich tritt, aus seiner Gasse, der 2. Mann hervor, auch er in dunkler Jacke, jedoch mit schludrig haengender Krawatte / Der 1. Anzugtraeger (ab jetzt der Einfachheit halber genannt) rueckt dem 2. ) mit schnellem Griff den Schlips zurecht und tritt zurueck, sein Werk betrachtend / Der Junge kommt herein, einen Schlitten hinter sich her uebers Trockene schleifend / Aus der anderen Gasse tritt das Maedchen hinzu und setzt sich auf den Schlitten / Pause in dem Panzergedroehn / 1 nimmt 2 am Ellenbogen und geht mit ihm im Laufschritt in eine Gasse ab / Der Junge zieht das Maedchen auf dem Schlitten quer ueber die Buehne / Das Panzerdroehnen setzt ein / Die 3. Person kommt schlafwandelnd aus der Telefonzelle und sucht unter den Schirmen am Kleiderstand, waehrend der Junge den Schlitten mit dem Maedchen im Kreis zieht / Die 3. Person geht ohne Schirm zurueck in die Kabine / Der Junge zieht den Schlitten mit dem Maedchen vorn von der Buehne / Oben auf der Kuppe des Bauzauns erscheinen nebeneinander, von Haenden in weissen Handschuhen gestemmt und gehalten, die Koerper des Mannes und der Frau / Die Koerper werden ueber den Zaun gewaelzt und auf die darunter liegenden Koffer fallengelassen / 1 und 2 treten gemeinsam aus der Gasse, stellen sich Seite an Seite auf und kreuzen die weissbehandschuhten Haende ueber den Baeuchen / Die 3. Person in der Kabine bewegt sich, indem sie die Arme ueber den Kopf hebt / Sie biegt sich vor und zurueck, vor und zurueck / Die Geruestleinwand bauscht sich weit auf den Zuschauerraum zu / Panzergedroehn / Jetzt Stille /// 1 ab durch die Bauzaungasse / 1 zurueck mit einem dicken Wasserschlauch / Dreht vorn an der Duese und bespritzt Mann und Frau auf dem Boden / Der Mann hilft der Frau auf / 1 spreizt die Beine und spritzt M und F so unter die Fuesse, dass sie auf den Hintern fallen / Die Frau hilft jetzt dem Mann auf / 1 rueckt sein Geschlechtsteil zurecht, dreht das Wasser ab und wirft den Schlauch weg ueber den Zaun / Weist in der Haltung eines Kellners, einen Arm auf dem Ruecken, mit einer Verbeugung auf den Gartentisch / Geht, mit dem andern Arm vorausweisend und auf das Paar zurueckschauend, zum Tisch hin / Das Paar folgt / 2 durch eine Gasse ab / Hinter der Szene bricht Geschirr / Die Frau legt sich auf den Tisch und tut die Schenkel auseinander / 1 kneift M in die Wange / Zieht ihn kneifend an sich heran / Legt sich eine Serviette auf den Unterarm / Steckt M eine Zigarette in den Mund / Boxt M in den Bauch, so dass die Zigarette aus dem Mund faellt / Kaemmt M die Haare aus der Stirn / Steckt ihm eine Spange ins Haar / Malt ihm mit Lippenstift die Wangen rot / Ohrfeigt ihn / Die 3. Person tritt traeumerisch aus der Telefonkabine / 12 gibt ihr nebenbei mit einer Hand eine Muenze, boxt mit der andern M in den Bauch / 3. Person zurueck in die Kabine / M sinkt um / 1 wedelt mit der Serviette ueber den Boden, wo M hinneigt / Schlaegt M die Serviette in den Nacken / M faellt / 1 geht rueckwaerts und betrachtet sein Werk / Die Frau erhebt sich vom Tisch / Nimmt 1 die Serviette weg / Verbindet sich damit die Augen / Sirenengeheul / Pause / Glockengebimmel: Die Kinder kommen seitlich auf die Buehne / Der Junge zieht das Maedchen in einem Leiterwagen, das Maedchen hat einen Blumenkranz im Haar / Sie gehen gerade ueber die Buehne, an der Rampe vorbei / Das Maedchen laeutet mit einer Glocke, wie sie Lumpensammler manchmal auf der Strasse benuetzen / Der Mann erhebt sich / Die 3. Person oeffnet kurz die Tuer der Telefonzelle / Die Frau loest sich die Binde von den Augen / Die Kinder gehen ab / 1 kratzt sich ausfuehrlich und hoerbar ueberall am Koerper / Pfeift auf zwei Fingern / Gleichzeitig erscheinen: Aus der einen Seitengasse 2, einen grossen Blumenstrauss im Arm; aus der anderen Seitengasse: eine Dogge / Ein Pfiff hinter der Buehne: Der Hund verschwindet /// Der Junge und das Maedchen treten auf, mit einem laut knackenden, rauschenden Kofferradio / Gehen am Bauzaun entlang und lassen dabei Gegenstaende an den Brettern schleifen, der Junge einen sehr grossen Schluessel, das Maedchen einen Holzstab / Gehen, wobei sie Schluessel und Stab en passant an verschiedenem Material schleifen lassen, wie spielend auf der Buehne hin und her: an der Telefonzelle, am Tisch, am Kleiderstaender vorbei / Beruehren im Voruebergehen jetzt 2, sowie M und F, dann auch die 3. Person, die sich gerade wieder in der Telefonzellentuer zeigt / Machen einen Bogen um 1 / Nehmen vom Kleiderstaender einen vorhanggrossen Mantel / Werfen ihn sich ueber / Gehen gebueckt unter dem Mantel mit dem knackenden Radio durch eine Fussgaengergasse, Schluessel und Stab immer weiter an den Begrenzungen schleifend /// 2, den Blumenstrauss in der Hand, zieht einen Knueppel aus seiner Gesaesstasche / Geht den Kindern in die Gasse nach / Geraeusch des ausser Sicht in der Gasse an den Zaunbrettern entlang schleifenden Knueppels / 2 kehrt ohne Knueppel zurueck, mit den Blumen am Zaun entlang streichend / Die Frau bewegt sich auf 2 zu / Streift gehend mit den Hueften verschiedene Gegenstaende / Geht an 2 vorbei, ihn mit den Hueften streifend / Sie gehen gemeinsam den Zaun entlang, F ihn mit dem Hintern stossend, 2 mit den Blumen an den Brettern schleifend / Beide so durch eine Seitengasse ab / Pause / M zieht sich den Mantel aus und haengt ihn an den Kleiderstaender / Will F und 2 nachgehen / 1, mit dem Ruecken zu ihm / Stellt sich ihm wie aus Zufall in den Weg / Wiederholung / M setzt sich auf den Boden / Legt die Haende vors Gesicht / 1 schlaegt ihm die Haende weg / M stuetzt das Kinn in die Hand / 1 schlaegt ihm den Arm weg / M faehrt sich mit einem Finger ueber eine Augenbraue / 1 stoesst ihm mit Schuhspitze die Hand weg / M verschraenkt die Arme vor der Brust / 1 reisst sie ihm auseinander / M erhebt sich und zieht sich rasch nackt aus / Geht mit dem Kleiderbuendel seitlich ab / 1 allein / Strafft sich / Knickt im straffen Stehen ein / Strafft sich / Knickt am andern Bein ein / Strafft sich / Stuetzt das Kinn in die Hand / Schlaegt sich die Hand mit der andern Hand weg / Fasst sich mit zwei Fingern an den Nasenruecken / Schlaegt sich die Finger weg / Die 3. Person kommt auf den Zehenspitzen aus der Telefonzelle und legt 1 von hinten die Haende auf die Augen / 1 knickt ein, strafft sich nicht / Von allen drei Seiten kommen nacheinander Kleiderbuendel auf die Buehne geflogen
From the Batsheva dance company's performance of PUBIC INSULT
Freie Waldorfschule Offenburg Theaterspiel der 12. Klasse im November 2000
peter handke die stunde da wir nichts voneinander wussten
Schweigend auf der Suche nach Sprache
Von Natascha Einhart (Badische Zeitung vom 13.11.2000)
Hinten auf der Buehne der Waldorfschule stehen zwei verwaiste Cafestuehle. Davor liegt ein Platz, voller Herbstlaub, das raschelt, wenn jemand ueber die Buehne geht. Waeren nicht die Blaetter, wuerde man nur die Schritte hoeren. Jeder geht anders, schlendert oder rennt, humpelt oder huepft, stoeckelt oder schlurft. =Bleibt das den ganzen Abend so?=, murmelt eine Zuschauerin verwirrt und schuettelt unglaeubig den Kopf, als die Frau neben ihr nickt.
Die Sprachlosigkeit aneinander gefuegter Szenen, ohne Hauptpersonen, ohne Handlungsstrang ist ungewohnt. Dennoch: Das Publikum ist fasziniert von Peter Handkes Schauspiel, das die zwoelfte Klasse der Waldorfschule =recht frei= umgesetzt hat. Das Stueck heisst: =Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten= - eine erste Erklaerung fuer die bedrueckende Wortlosigkeit: =Wir sind einsam, weil wir keinen Ausdruck fuer unser ,Ich' finden.= Ohne einen einzigen Dialog, nur im Schweigen, setzt sich das Schauspiel mit Sprache auseinander, dem Thema, das Handke in all seinen Werken beschaeftigt. Alle 35 Schueler und Schuelerinnen spielen mehrere Rollen. Mit den Gestalten auf der Buehne entsteht ein Querschnitt unserer Gesellschaft: herumlungernde Jugendliche, Strassenarbeiter, ein Blinder, eine Geschaeftsfrau, ein Liebespaerchen, ein Bettler, ein Kellner und ein Moerder. Jeder ist vertieft in seine Gedanken, in sein Buch, seine Musik. =In jedem Menschen geht ein Drama an uns vorbei=, erklaert der Klassenlehrer die Grundidee des Schauspiels. Zwei Monate lang wurde geprobt. Bald stand fuer die Schueler fest, dass sie das Stueck nicht stur von der ersten bis zur letzten Seite abspielen wuerden. Es sollte Platz fuer Improvisation und Kreativitaet bleiben.
Einige Szenen wurden neu erfunden, denn das Theater sollte nah an ihrer eigenen Lebenswirklichkeit sein - so kamen in der Vorlage weder Handys noch Boygroups vor. Auch das Ende wurde umgeschrieben. Bei Handke bekommt ein alter Mann ein Neugeborenes in den Arm gelegt, als Ausdruck fuer den Neuanfang des Lebens. Mit dieser Symbolik konnten sich die Schueler nicht identifizieren und entwickelten eine andere Fassung. In ihrem Ende wird besonders deutlich, was die gesamte Auffuehrung auszeichnet: Es ist das Spiel einer Klassengemeinschaft, an dem jeder Schueler gleichermassen beteiligt ist. Sie erscheinen einheitlich schwarz gekleidet auf der Buehne, begutachten die anderen und sich selbst, als ob sie aus einem tiefen Schlaf aufgewacht waeren. Ploetzlich kommt ein Gewitter auf, in einem Knaeuel aus Armen und Beinen kaempfen sie gemeinsam gegen den Wind an, ziehen die Schwaecheren mit. Nach dieser Erfahrung koennen sie endlich miteinander reden, werden aber immer lauter und schriller, bis ein Schrei alles uebertoent: Sprache! Wieder erstarren die Schueler, schweigen. Das Schauspiel ist zu Ende, die Aufgabe bleibt unerfuellt. Andere muessen eine neue Sprache finden, die mehr ist als unverstaendliches Stimmengewirr.
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